Sonntag, 14. September 2014

Runde Sache(n) I

Ich habe zwar schon die Räder montiert, muss aber der Vollständigkeit halber noch auf das Thema Radnaben, Speichen und Felgen eingehen.

Die Felgen der Räder, mit denen ich mein Restaurierungsobjekt gekauft hatte, waren dem Alter entsprechen übersäht mit Rostpickeln und den Spuren diverser harter Kontakte mit Bordsteinen. Kurzum, als Basis für die neuen Räder an meiner MF 2 CL taugten sie nicht mehr. Die Speichen waren genauso fertig. Ich machte mir das Zerlegen einfach und trennte die alten Speichen einfach mit der Trennscheibe meines Winkelschleifers durch. Von den alten Rädern waren letzlich nur noch die Naben brauchbar, denen ich mit einiger Mühe und einem Polierset für die Bohrmaschine (im Baumarkt billig erstanden) wieder zu neuem Glanz verhelfen konnte. Die Bremsankerplatten wurden durch zwei neuwertige Ersatzteile (in der Bucht günstig ersteigert) ausgetauscht (ich berichtete schon darüber: "Glück gehabt - Schnäppchen ergattert" und "Oldtimerzeit").

Die Felgen bestellte ich bei Kreidleroriginal.com, jedoch mit gemischtem Ergebnis. Ich erhielt eine originale Schürmann-Felge, die wie frisch aus der Fertigung aussah. Schürmann war der Erstausrüster für Kreidler gewesen. Die zweite Felge war jedoch ein No-Name Nachbau, der zudem erhebliche Mängel aufwies. Die Verchromung war teilweise schlecht und an der Schweißnaht der Felge blühte bereits der Rost. Kreidleroriginal.com nahm zwar die schlechte Felge ohne Probleme zurück, jedoch war keine neue Felge lieferbar. Ich musste mich somit nach einer neuen Quelle umsehen.

Original Schürmann-Felge
Nach einigen Suchen fand ich in der Firma Special Wheel Company (SWC) eine neue Bezugsquelle, die Felgen in der von mir gesuchten Größe 1.20 x 17 Zoll, 36 Loch gepunzt, anbot. Der Preis war vergleichbar mit Kreidleroriginal.com. Geliefert wurde eine Radaelli-Felge, die qualitativ jedoch nicht ganz mit der Schürmann-Felge mithalten kann. Die Felge hat einen leichten Seitenschlag an der Stelle, an der sie zusammengeschweißt wurde. Der Chrom ist OK.

Radzielli-Felge
In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die Radnaben und bestellte die passenden Speichen bei Kreidleroriginal.com, wie sie in der Ersatzteilliste angegeben sind. Kreidler gibt für beide Felgen die gleiche Nummer an (Tiefbettfelge 265.01.01), macht aber bei den Speichen einen Unterschied für Hinter- und Vorderrad. Die Speichen für das Vorderrad tragen die Nummer 265.01.02, die für das Hinterrad 265.11.02. Legt man sie nebeneinander, fällt der Unterschied gleich auf:

Oben eine Hinterradspeiche, unten eine Vorderradspeiche
Das sollte noch für Ärger sorgen, wie ich später noch berichten werde. Zurück zu den Naben.

Hintere Radnabe, Ansicht vom Kettenrad
Hintere Radnabe, Ansicht vom Freilauf
Vordere Radnabe, Ansicht von der Bremsankerplatte
Vordere Radnabe, Ansicht vom Tachoantrieb

Die Naben waren zum Glück ohne Beschädigungen und wurden nunächst mit reichlich Kaltreiniger vom Dreck der Jahrzehnte befreit. 

Nach der Grundreinigung
Ich zerlegte die Naben weiter, indem ich die Achsen und Lager herausnahm. Die Lager samt Lagerschalen wurden ebenfalls bei Kreidleroriginal.com bestellt. Die Lagerschalen sind nur eingepresst und lassen sich leicht mit einem Hammer und Schraubendreher herausschlagen. Da die Lager einer großen Belastung ausgesetzt sind, war an dieser Stelle ein Austausch gegen Neuteile die richtige Wahl. Den Verschleiß konnte man mit bloßen Auge sehen.

Riefen auf den Lagerflächen, unrunde Kugeln

Nach dem Polieren sahen die Naben schon wesentlich besser aus.

Hinterradnabe mit altem Freilauf
Nach der Reinigung und dem Polieren setzte ich die neuen Lagerschalen samt Achsen ein und wartete auf die Speichen. Die Felge für das Vorderrad war noch nicht eingetroffen, als ich die Speichen samt Nippel erhielt und ich die Hinterradnabe samt Speichensatz und Schürmann-Felge an den Fahrradhändler meines Vertrauens übergab.

Samstag, 6. September 2014

Retro Tankbeschriftung

Für das originale Aussehen genügt es leider nicht, einen gut erhaltenen Chromtank auf das Mofa zu schrauben. Ein wichtiges Detail für den Gesamteindruck sind die richtigen, zeitgemäßen Abzeichen auf den Tankseiten. Da ist zum einen das klassische KK-Logo der Firma Kreidler, zum anderen gehört der Markenname als Schriftzug auf den Tank. Doch halt: Wie genau sah denn das im Jahre 1973 aus?

Eine Hilfe bot mir das einzig erhaltene Foto meiner MF 2 CL, das mir als Vorlage für mein Projekt diente. Außerdem habe ich mir inzwischen einen Fundus an Aufnahmen von MF 2 verschiedener Baujahre angelegt, an denen man ungefähr die Veränderung im Look der Kreidler Mofas nachvollziehen kann, der sich im Laufe der Jahre vollzogen hat.

Ein weiteres Hilfsmittel sind die Kreidler-Ersatzteillisten mit den Explosionszeichnungen, die freundlicherweise vom Kreidlertreff Gießen auf deren Internetseiten zur Verfügung gestellt werden. Dort sind nicht nur alle Bauteile, sondern auch die Beschriftungen samt Kreidler-Ersatzteilnummer aufgelistet. Besser geht es kaum.

Der passende Kreidler-Schriftzug (Nr. 23)
Ich hatte herausgefunden, dass bis etwa 1975 ein kleiner Kreidler-Schriftzug auf den Tanks zu finden war. Er war ungefähr 110 x 10 mm groß und verlief auf der unteren Tankhälfte entlang der Sicke im Tankblech. Ab 1976 wurde ein wesentlich gößerer Schriftzug mittig auf die Tankseiten gesetzt. Die neue Schriftzuggröße war 185 x 15 mm. Dazu kommt noch, dass die ersten Schriftzüge immer in Rot gehalten waren. Später wurden diese durch goldene Schriftzüge ersetzt.

Ich bemühte wieder einmal die freundlichen Mitarbeiter von Kreidleroriginal.com in Portugal, wurde jedoch enttäuscht. Die Firma verkauft einen Kreidlerschriftzug in rot, der mit der Nummer 235.18.03 angeboten wird und auch als Ersatz für die Nummer 27.00.18 passen soll. In der Ersatzteilliste von 1972 findet sich der von mir gesuchte Schriftzug tatsächlich mit der Nummer 235.18.03. Arglos bestellte ich den Schriftzug zweifach, genau wie das KK-Logo. Beide wurden wie das Original aus Kornwestheim als Hitze-Transferfolie geliefert, wobei das Logo als dünne Lackschicht auf einer Trägerfolie aufgebracht und mit einem Kleber überzogen wurde. Die Firma Friedrich Bentlage KG hatte diese Abzeichen damals hergestellt. Zur Montage wird mit einem Fön der Tank erwärmt, die Transferfolie auf den Tank gelegt und fest mit einem Tuch abgerieben. Wenn der Tank abgekühlt ist, hat sich der Kleber verhärtet und die Schutzfolie kann abgezogen werden. Das Ergebnis ist wie das Original. Es ist das Original!  Nach ein paar Tagen ist so ein Impressal©-Logo sogar benzinfest und braucht nicht überlackiert werden.

Leider musste ich feststellen, dass das KK-Logo zwar passte, der gelieferte Kreidler-Schriftzug 235.18.03 jedoch mit 185 x 15 mm viel zu groß war. Er hatte die Abmessungen des goldenen Schriftzuges 235.18.07, welcher für Mofas ab 1976 verwendet wurde. Ich habe Kreidleroriginal.com bereits auf diesen Fehler aufmerksam gemacht. Mal sehen, ob sie ihren Bestellkatalog korrigieren.

Die Schriftzüge im Größenvergleich. Oben die 235.18.03 von Kreidleroriginal.com, unten von Schneideteufel.de
Größenverhältnisse und Lage der Schriftzüge auf dem Tank
Ich hatte also das KK-Logo, jedoch noch nicht den passenden Kreidler-Schriftzug. Nach einigem Suchen wurde ich bei der Firma Schneideteufel.de fündig. Dort wird ein Set von je 2 KK-Logos und Kreidler-Schriftzügen in der richtigen Größe und in Rot für 6,50 € plus Versand angeboten, allerdings als PVC-Aufkleber und nicht als Impressal© Transferfolie. Egal. Bestellt war der Satz schnell und wurde auch schnell geliefert. Ich konnte somit endlich den Tank komplettieren und auf den Rahmen montieren. Dazu nutzte ich auch die in der Ersatzteilliste beschriebenen Stützprofile aus Schaumstoff (235.18.06 und 235.08.03), die zwischen Tank und Rahmen eingesetzt werden, damit der Tank später nicht auf dem Rahmen vibriert und Krach macht. Der neue Benzinhahn fand nun auch seinen Platz am Tank. Fehlt nur noch ein neuer Tankdeckel.

Ich brachte zusätzlich noch die Pedale, den Denfeld-Sattel sowie die Magura-Griffarmaturen am Lenker an. Die MF 2 CL ist jetzt schon fast als BETA-Version vorhanden.

Rahmen mit montiertem Tank und Pedalen
Tank mit Benzinhahn, Lenker mit Armaturen
Tank mit neuer Beschriftung im Retro-Look von 1973

Freitag, 5. September 2014

Auf eigenen Rädern

Es ist Anfang September und ich habe einen neuen Meilenstein in meinem Projekt erreicht. Die ehemals verkommene, graue MF 2 sieht schon richtig nach MF 2 CL aus. Und endlich konnte ich beide Räder montieren. An der Gabel befindet sich nun auch der Lenker sowie die Lampe. Der habe ich auch gleich einen neuen Kabelsatz gegönnt, da die alten Kabel brüchig geworden und die Tülle am Lampenanschluß eingerissen war.

Um nicht rätseln zu müssen, hatte ich die Belegung der drei Anschlüsse an der Lampe fotografiert, als ich das Mofa zerlegte. Dieses Foto half mir nun gut weiter, die drei Kabel gleich richtig anzuschließen. Vom Unterbrecher aus schließt man zuerst das gelbe, dann das schwarze und ganz außen das graue Kabel an. Damit die Tülle des Kabelstrangs nicht im Weg ist, zieht man die Kabel vorsichtig ein Stück aus der Hülle heraus. Tülle und Kabelhülle sind fest miteinander verbunden, aber die Kabel lassen sich leicht in der Kabelhülle bewegen.
  
Ansicht von unten, der Unterbrecher ist links
Nach dem Anschließen der Kabel schiebt man die Tülle einfach über die Kabel und dann über den rechteckigen Rahmen des Lampenunterteils, in dem sich die Anschlüsse befinden. Es sieht zuerst aus, als wenn die Tülle zu klein ist, doch mit etwas rumprobieren kann man die Tülle über das Lampenunterteil ziehen. Dort sitzt sie nun fest, rutscht bestimmt nicht von alleine herunter und schützt die Steckverbindungen vor Feuchtigkeit.
  
Die Tülle ist drauf
Insgesamt bin ich gut voran gekommen. Leider gibt es noch keine Neuigkeiten vom Motor. Über die Bucht habe ich für ein paar Euro eine neue, passende Tachowelle mit VDO-Anschlüssen erstanden. Die Wellenlänge beträgt 780 mm, wie in der Ersatzteilliste angegeben. Mit dem Akkuschrauber als Antrieb zeigte der Tacho knappe 30 km/h an, damit ist auch der Tacho als funktionsfähig geprüft.

Das alte Kettenrad habe ich nur gründlich gereinigt und mit neuen Schrauben am Hinterrad befestigt. Dazu kam noch als Originalersatzteil der Kettenspanner für die Tretkette, der etwas schwieriger zu montieren ist, da man ja die Vorspannung berücksichtigen muss, wenn man die Befestigungsmutter anzieht.

Räder, Tretkettenspanner, Lampe und Lenker montiert
Tachowelle montiert