Mittwoch, 30. September 2015

Frische Teile für die Zündung

Die Teile für die Zündung waren gestern in der Post und abends fuhr ich meine MF 2 CL zum Zweiradspezialisten meines Vertrauens - die kurze Strecke von 3 Kilometern absolvierte die Kreidler ohne Mucken, da sie nicht heiß genug wurde, um mich mit Zündaussetzren zu ärgern.

Dort angekommen, besprach ich die Symptome der beiden Testfahrten mit dem Fachmann. Er teilte meine Meinung, dass ein ausgelutschter, überalterter Kondensator die Ursache für die Zündaussetzer sein könnte. Der Kondensator hat mechanisch keinen Verschleiß, da er ja keine beweglichen Teile hat. Er ist aber mit einer Flüssigkeit gefüllt (Elektrolyt), die im Laufe vieler Jahre verdunsten kann. Dadurch verliert der Kondensator seine Eigenschaften und muss ausgetauscht werden. Der Zündspule kann man nicht ansehen, wie gut sie noch ist, doch der aufgewickelte Draht im Inneren hat eine sehr dünne Isolation, die durch die Motorhitze und jahrelangen Gebrauch porös werden kann. Dadurch kann die Leistung der Zündspule nachlassen, was bis zu einem Kurzschluss führen kann.

Ich übergab ihm also die Ersatzteile und die MF 2 CL. Den Kondensator gibt es in mehreren Ausführungen. Es gibt ihn in einer langen und einer kurzen Bauform sowie mit einem Löt- und einem Schraubanschluss. Der Durchmesser ist dabei immer gleich. Ich hatte zuvor auf der Ankerplatte nachgesehen, welche Art Kondensator verbaut worden war und bestellte einfach den gleichen Typ als Neuteil. Für meine Zündplatte musste es ein kurzer Kondensator mit Lötanschluss sein.

Zündspule und Kondensator frisch für den Einbau
Nun bin ich gespannt, ob die Zündaussetzer verschwinden werden und die kleine Kreidler endlich langstreckentauglich wird. Vielleicht hängt sie auch besser am Gas, wenn ein vernünftiger Zündfunke zustande kommt. Wenn die Zündungsprobleme behoben sind, kann ich mich noch einmal dem Vergaser widmen. Ich habe ja noch einige Düsengrößen zum ausprobieren.

Sonntag, 27. September 2015

Hochent ZÜND lich

Um der vermuteten Ursache der Zündaussetzer an den Kragen zu gehen, habe ich heute eine neue Zündspule samt Kondensator geordert. Die originale Bosch-Zündspule (auch Zündanker genannt) hat die Kreidler-Teilenummer 08.16.84a (Bosch Nummer 2 204 211 052) und ist sogar noch bei Kreidleroriginal.com zu bestellen, allerdings für den unfassbaren Preis von 58 € plus Versand. Da werd ich es lieber mit einem NoName-Nachbau aus China oder Taiwan versuchen. 

Ich habe in diversen Foren nachgelesen, was die Ursache für die Zündaussetzer bei heißem Motor sein können und bin fast immer auf den Kondensator und/oder die Zündspule als Ursache gestoßen. Dies scheint ein generelles Problem bei Zweitaktern zu sein, egal von welcher Marke. Sind die Teile alt, gibt's Probleme, also raus damit.
 
Die neuen Teile  (Zündspule mit Kondensator (Kreidler Nummer 08.13.55a)) kamen auf 19 € inklusive Versand. Bin gespannt, ob damit die Zündaussetzer zu kurieren sind.

Freitag, 25. September 2015

Düsenvielfalt und Zündaussetzer

Das neue Innenleben des Bing 1/10/102Z ist nun so, wie es in den Datenblättern von Bing vorgesehen ist, also mit einer 76er Hauptdüse und der Düsennadel in der zweiten Kerbe von oben.

Trotzdem zieht die MF2 CL nicht gut und nimmt nur 1/2 Gas an, danach bekommt sie anscheinend zu viel Gemisch oder ein zu fettes. Um auch dort noch ein bessere Einstellung finden zu können, habe ich mir über die Bucht einen Original Bing Düsensatz in den Größen 66 bis 74 besorgt, der für schlappe 11,50 € angeboten wurde. Eine einzelne Düse kostet je nach Anbieter zwischen 3 bis 6 €, und so bin ich mit diesem Schnäppchen zum testen sehr zufrieden. Die Düsen haben ein 3,5 mm Gewinde und lassen sich einfach und schnell austauschen, wenn man den Vergaser abnimmt und die Schwimmerkammer aufdreht.

Neuer Bing Düsensatz von 66 bis 74
Heute habe ich versuchsweise die 76er Düse gegen die 70er ausgetauscht. Und siehe da: Bei der Probefahrt zog der Motor besser und das Gas lässt sich schon mal bis über die Hälfte aufdrehen, was ich als Zeichen dafür sehe, das ich auf dem richtigen Weg bin. Mit der kleineren Düse bekommt der Motor weniger Sprit, also ein weniger fettes Gemisch, was schon näher an der richtigen Abstimmung ist, auch wenn für die MF2 in diesem Vergaser eine 76er Düse vorgesehen ist.

Bei der zweiten Probefahrt heute habe ich die Düsennadel mit der ersten Kerbe in den Halter gesteckt und auch das scheint richtig gewesen zu sein. Nun kann ich das Gas schon fast 3/4 aufdrehen, bevor der Motor überfüttert wird und langsamer wird. An der Endgeschwindigkeit hat sich dadurch allerdings nichts geändert, der Tacho bleibt kurz vor der 30, was für eine ungetunte MF2 mit Originalzylinder und -übersetzung ja auch zu erwarten ist.

Eine weitere Schwachstelle zeigte sich jedoch schon vor einigen Tagen bei der zweiten, etwas längeren Probefahrt. Es liegt anscheinend ein Überhitzungsproblem bei der Zündung vor. Ich schob es zuerst auf die Zündkerze, diese sieht jedoch völlig normal aus und ist ja auch neu. Als eine mögliche Ursache kommen nun der Zündkondensator und die Zündspule in Frage, die ja schon recht betagt sind und bei denen es durch die Hitze bei längeren Fahrten zu Funkenüberschlägen kommen kann, wenn die Isolation brüchig geworden ist.

Sonntag, 20. September 2015

Zweite Testfahrt

Für die erste Probefahrt hatte ich die Düsennadel mit der dritten Kerbe von oben in den Halter eingesetzt. Für die heutige Testfahrt wählte ich also eine andere Einstellung. Nachdem ich die Düsennadel mit der zweiten Kerbe in den Halter eingesetzt hatte, war es Zeit für einen neuen Versuch. Theoretisch sollte die Gasannahme  sich verändert haben, denn die Gemischmenge wird ja über die Düsennadel gesteuert. 

Und so war es auch. Die MF 2 CL dreht jetzt bei halbem Gas auf gute 25 km/h, gebe ich jedoch noch mehr Gas, wird sie wieder langsamer. Sieht so aus, als wenn der Vergaser in der Vollgasstellung noch immer ein zu fettes Gemisch oder einfach zuviel Gemisch produziert, was der Zylinder nicht verarbeiten kann und das Mofa folglich dadurch langsamer wird. Die ersten 10 km versuchte ich also, die optimale Stellung des Gasgriffs herauszufinden und zuckelte mit guten 25 km/h durch die niederrheinische Landschaft.

Mir fiel auf, das bei dieser Geschwindigkeit die Vibrationen sehr heftig sind und der Tank unangenehm laut dröhnt. Auch daran muss ich nochmals arbeiten.

Auf dem Rückweg nach Hause schließlich machte der Motor Mucken und produzierte viele Zündaussetzer. Der Motor lief nicht mehr rund, und ich konnte kaum ein Tempo von 20 km/h halten. Das ging so 5-6 Kilometer, bis der Motor schließlich ausging und sich nicht mehr starten lies. Ich vermutete eine verdreckte Zündkerze (vielleicht schon mit Ölkohle verstopft, weil das Gemisch ja recht fett ist). Also musste ich meine Kreidler die letzten zwei Kilometer bis zur heimischen Garage schieben.

Dort wagte ich noch einmal einen Startversuch und sletsamerweise sprang die MF 2 CL sofort wieder an. Also ein thermisches Problem? Überhitzung?

Ich schraubte die Zündkerze heraus. Kein Ruß, dafür eine hellgraue Farbe an der Elektrode, was auf eine hohe Temperatur schließen lässt. Es bleiben zwei Ursachen, die ich untersuchen muss: Entweder hat die Zündkerze einen falschen Wärmewert oder es gibt noch immer ein Problem mit dem Vergaser, abgesehen davon, dass ich noch immer nicht die richtige Einstellung gefunden habe. Ich werde also zunächst die Düsennadel mit der ersten Kerbe von oben in den Halter klemmen und diese Düsennadelstellung ausprobieren. Außerdem besorge ich mir noch eine andere Zündkerze wie z.B. Bosch W 175, Beru 175/4 oder eine Champion L86. Dann geht es an die dritte Testfahrt.

Nebenbei: Als ich mit meiner Kreidler fuhr, bemerkte ich die Blicke diverser Autofahrer und ihrer Beifahrer. Einige winkten oder lächelten zumindest anerkennend. Und das ist doch auch mal ganz nett.

Samstag, 19. September 2015

Erste Testfahrt

Nachdem ich in der vergangenen Woche beruflich in Süddeutschland unterwegs war, konnte ich mich erst an diesem Wochenende um die geplante Vergaserüberholung kümmern.

Greininger hatte schnell geliefert und das kleine Päckchen enthielt alle bestellten Teile. Ich baute den Vergaser ab und zelegte ihn. Das klappte recht gut, bis ich die 2.12 Nadeldüse (auch Düsenstock genannt) ausbauen wollte. Die Düse hat an der Seite zur Schwimmerkammer hin einen Sechskant, auf den ein 5mm Steckschlüssel (Nuss) passt. Leider half mir mein Werkzeugkasten nicht weiter. Die 5mm Nuss, die ich fand, war zu dick und passte nicht. Ein bischen googeln bestätigte meine Vermutung, dass auch andere Bastler schon vor diesem Problem gestanden und auch eine Lösung gefunden haben.

Das passende Werkzeug konnte ich für 1.29 € im Baumarkt kaufen. Die Firma Proxxon hat genau die passende 5mm Nuss im Angebot. Im Vergleich sieht man den Unterschied zwischen einer normalen Nuss aus einem billigen Knarrenkasten und der Proxxon-Nuss.

Links die schlanke Proxxon-Nuss, rechts eine normale.
Als ich die Nadeldüse herausschraubte (geht mit der Nuss allein, die Knarre braucht man nicht), rieselten mir eine Menge Ablagerungen entgegen, die sich auch bei der Reinigung im Ultraschallbad nicht gelöst hatten. Gut sieht man die Ablagerungen an der alten Nadeldüse, wenn man sie neben die neue legt.

Alte und neue Nadeldüse 2.12
Der Zusammenbau ging ganz einfach von der Hand. Nachdem ich das Vergasergehäuse gereinigt hatte, drehte ich die Nadeldüse wieder mit der Proxxon-Nuss ein. Um die empfindlichen Teile nicht zu beschädigen, drehte ich die Düse nur handfest ein, das genügt.

Nadeldüse eingedreht
Eine Besonderheit entdeckte ich beim neuen Schwimmer und der Schwimmernadel. Auffällig ist ein Schlitz im Messingblech, welches gegen die Schwimmernadel drückt und so den Benzinzufluss stoppt, sobald die Schwimmerkammer gefüllt ist. In diesen Schlitz wird die Schwimmernadel eingehängt und beide Teile werden zusammen in die Schwimmerkammer eingesetzt. Ich vermute, dass Bing diese Teile im Laufe der letzten vierzig Jahre modifiziert hat, denn die Bestellnummern aus dem Datenblatt für den 1/10/102Z stimmten mit der Lieferliste von Greininger überein. Bing hat auch eine Schwachstelle der Schwimmernadel beseitigt, denn die neue Schwimmernadel hat eine Spitze aus Gummi, was auch nach vielen Jahren einen einwandfreien Sitz gewährleisten wird.

Links die alten, rechts die neuen Teile
Eingesetzte Schwimmernadel. Sie ragt deutlich weiter heraus.
Svhwimmernadel im Halteblech des Schwimmers eingesetzt
Ich habe also alles wieder zusammengesetzt und füllte den Tank mit ein paar Litern Gemisch. Meine Kreidler sprang willig an und drehte gut hoch, ohne die gefürchteten blauen Wolken auszustossen. Das sah vielversprechend aus. Ich fuhr also heute die ersten 10 Kilometer.

Der Automatikmotor schaltete ohne ruckeln in den zweiten Gang. Leider war bei 20 km/h Schluß mit der Beschleunigung. Das ist zwar schon wesentlich besser als vorher, doch sollte die MF 2 CL wenigsten 30 km/h nach Tacho laufen. Ich werde also noch etwas mit der Stellung der Düsennadel experimentieren müssen.


Samstag, 12. September 2015

Eine Kur für die Gasfabrik

Meine Kreidler ist vom Zweirad-Doktor zurück. Leider hat sich meine Vermutung nicht bestätigt, dass eine verstellte Zündung Schuld an der schlechten Motorleistung sein könnte. Während der Motorrevision durch die Firma Zweiradtechnik Schuchmann war die Zündung fast perfekt eingestellt worden.
Dann machte der Zweirad-Doktor meines Vertrauens per Zufall eine wichtige Entdeckung.

Ich hatte nur sehr wenig Gemisch im Tank gelassen, als ich die Kreidler abgegeben hatte. Schließlich sollte nur die Zündung kurz überprüft werden, lange Testläufe waren nicht vorgesehen. Als nun das Benzin aufgebraucht war, drehte der Motor plötzlich mühelos hoch und ging dann aus.

Ich hatte für die geplante Rückfahrt vom Zweiradhändler nach Hause das Kennzeichen sowie einen Kanister Gemisch mitgebracht, und so lies sich dieser Effekt wiederholen, indem der Benzinhahn bei laufendem Motor geschlossen wurde. Als das Benzin in der Schwimmerkammer aufgebraucht war, stellte sich kurz ein mageres Gemisch ein, das eigentlich die ganze Zeit vom Vergaser erzeugt werden sollte. Die Erkenntnis daraus ist die, dass der Motor viel zu fett läuft und es daher ein Problem mit dem Bing-Vergaser geben muss. 

Der Bing 1/10/102Z hat nur eine Regulierschraube für die Leerlaufdrehzahl. Das Gemisch selbst wird durch die Düsenbestückung festgelegt. Wir nahmen also den Vergaser auseinander und kontrollierten die Bauteile.

Zwei Auffälligkeiten wurden gefunden. Das kleine Messingblech am Schwimmer ist eingedellt und übt somit bei gefüllter Schwimmerkammer nicht genügend Druck auf  die Schwimmernadel aus, um den Zufluss von weiterem Benzin aus dem Tank zu verhindern. Die Schwimmerkammer und damit der gesamte Vergaser wird praktisch überflutet.

Die andere Auffälligkeit ist die Spitze der Schwimmernadel, die ihren Namen nicht mehr verdient. Über die Jahrzehnte hat sich ein kleiner Grat an der Spitze gebildet, was ebenfalls dazu führt, dass sie die Öffnung der Benzinzufuhr nicht richtig schließen kann.

Wir kamen also zu dem Schluß, entweder einen neuen Vergaser zu besorgen oder zumindest die austauschbaren Einzelteile neu zu kaufen. Ein neuer Vergaser kommt auf etwas 180-200 €. Eine kurze Suche im Internet ergab drei Firmennamen, die Original Bing-Ersatzteile vertreiben. Ich machte einen kurzen Preisvergleich und entschied mich dann für die Firma Greiner Oldtimerteile, die von Bing als Vertriebspartner genannt wird. 

Ich bestellte also einen Schwimmer, eine Hauptdüse in der Größe 76, eine Düsennadel mit passender Nadeldüse 2,12 sowie die Schwimmernadel für etwas mehr als 50 € mit Versand. Die Teilenummern konnte ich auf der Seite von Bing nachlesen. Dort gibt es die Einstellblätter für alle Typen sowie die Explosionszeichnungen.

Ich bin gespannt, ob sich mit den Neuteilen der Vergaser zu seiner normalen Funktionsweise bewegen lässt. Keep the Fingers crossed.