Samstag, 1. August 2015

Ursachenforschung

Wie angekündigt, habe ich heute den Zylinder zerlegt. Dazu demontierte den Luftfilter und löste dann den Vergaser vom Ansaugkrümmer. Den Vergaser legte ich einfach auf die andere Motorseite, den Gaszug immer noch montiert. Dann löste ich den Krümmer vom Zylinder und schraubte die Zündkerze heraus. Zum Schluß schraubte ich das Dekompressionsventil heraus. Dazu muss der Zug nicht ausgehängt werden, doch muss  darauf achten, den Dichtring nicht zu verlieren.

Vorbereitet für die Zylinderdemontage
Der Zylinderkopf wird von vier 11er Muttern gehalten, die sich mit einem Steckschlüssel und Knarre einfach entfernen lassen. Vorsichtig zog ich den Zylinderkopf vom Zylinder. Das ging ganz leicht.

Der Zylinderkopf war unbeschädigt, jedoch innen mit einer dicken Schicht Ölkohle überzogen. Dann fiel mir auf, dass die Firma Zweiradtechnik Schuchmann beim Zusammenbau des Kreidler-Motors wohl etwas nachlässig war. Der Zylinderkopf war ohne Dichtung auf den Zylinder gesetzt worden. Vielleicht mit ein Grund, weswegen die Firma mittlerweile die Motorrevision von Kreidler-Motoren aus dem Programm genommen hat.

Zylinderkopf mit Ölkohle
Mich wundert, dass der Motor ohne diese Dichtung überhaupt genug Kompression entwickeln konnte und angesprungen ist. Immerhin ein Zeichen, dass die Kontaktflächen von Zylinder und Zylinderkopf wohl noch immer fabelhaft plan sind. Einzig etwas Öl hatte sich dort abgesetzt.

Ein Blick auf die Oberseite des Kolbens zeigte ebenfalls keine bösen Überraschungen, kein Einschlag einer Zündkerzenelektrode, keine Dellen eines Fremdkörper. Der Kolben trägt die Kennung "K".

Kolbenoberseite
Nach dem Zylinderkopf kam nun der eigentliche Zylinder an die Reihe. Der Zylinder lies ich einfach vom Motorgehäuse lösen, in den ich einen großen Schraubendreher zwischen Motorblock und Kühlrippen ansetzte und als Hebel verwendete. Vorsichtig zog ich den Zylinder ab und hielt auf dem letzten Stück von unten den Kolben fest, damit er nicht herunterklappen und gegen den Motorblock schlagen konnte.

Kolben auf Pleuelstange, einige Riefen sichtbar
Der Kolben selbst zeigte außer einigen Riefen keine Zeichen eines engen, ungeschmierten Kontaktes mit der Zylinderwandung. Auch die Kolbenringe waren vollständig, nichts zerbrochen, keine abgebrochenen Teile.

Vor den weiteren Arbeiten entfernte ich vorsichtig die Reste der Zylinderfußdichtung. Dabei achtete ich darauf, das nichts in den Motorblock fiel. Ein Lappen schützt nun die Öffnung vor Dreck und den Kolben vor Beschädigungen.

Ein Lappen reicht als Schutz
Jetzt war ich gespannt auf den Zylinder. Wie sich schon beim Kolben, fand ich auch auf der Zylinderwandung keine Beschädigung, die von einem Kolbenring oder dem Kontakt mit dem Kolben stammen könnte. Normalerweise sind sonst Riefen, zum Beispiel von einem gebrochenen Kolbering, oder matte Stellen durch einen Kolbenklemmer zu sehen. Insgesamt sah die Zylinderwandung noch recht gut aus.

Zylinderwandung ohne Macken
Es bestätigte sich also, was die Firma Zweiradtechnik Schuchmann mir schon geschrieben hatte. Kolben und Zylinder waren zwar schon weit verschlissen, aber unbeschädigt.

Zum Schluß sah ich mir noch den alten Zylinderkopf an und legte einen nagelneuen Kopf daneben, den ich letztes Jahr bei einer günstigen Gelegenheit im Internet erstanden hatte.

Es zeigte sich auch, dass der verbaute Kopf eigentlich nicht zum Zylinder passt, da beide für die Aufnahme eines Dekompressionsventils vorgesehen sind. Das bedeutet, dass der alte Kopf zu einem Motor der 1. Generation gehört, wie er von 1970 bis 1973 verbaut worden ist. Der Zylinder stammt allerdings aus der 2. Generation, die ab 1973/74 verbaut wurde. Damals wanderte das Dekompressionsverntil in den Zylinder.
 
Links das NOS-Ersatzteil, rechts der bisherige Zylinderkopf
Die Teilenummern bestätigen das. Das Neuteil hat die Nummer 215.03.43, der alte Zylinderkopf die Nummer 215.03.29. Zudem war von einem Vorbesitzer die Öffnung für das Dekompressionsventil einfach mit einer Maschinenschraube verschlossen worden. In dem neuen Zylinderkopf wurde herstellerseitig die Öffnung weggelassen, auch wenn die Kühlrippe an dieser Stehlle fehlt.

Schraube links, keine Öffnung rechts
Ein vorsichiger Test mit gezogener Starterkupplung zeigte, dass sich der Kolben nun frei wegen kann. Obwohl keine Spuren zusehen sind, muss es ich um einen Kolbenklemmer gehandelt haben. Nun warte ich nur noch auf die neue Kolben/Zylinder-Kombination, dann wird der Motor wieder einsatzbereit gemacht.

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